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DER FALL RANUCCI
Die Vereinigung «Warum eine Revision im Fall
Ranucci?» wurde von vier Pariser Politologie-Studenten gegründet.
Unser Ziel – unsere Grenzen
Wir behaupten nicht, Christian Ranucci sei unschuldig. Unser
Hauptziel ist es, dass Ranucci ein gerechter und unparteiischer
Prozess zugestanden wird. Die Justiz schuldet Christian Ranucci
einen solchen Prozess, ebenso wie sie es sich selbst schuldet. Es
geht nicht um eine Polemik, es geht darum, ein Dossier wieder
aufzunehmen, das gar nie vollständig geschlossen wurde.
«Eine irreparable Strafe erfordert einen unfehlbaren Richter.»
(Victor Hugo)
Die Ranucci-Affäre zeigt beispielhaft auf, wie die Justiz
funktioniert, wenn sie mit einer öffentlichen Meinung, die einen
Schuldigen fordert, konfrontiert ist. Und weil mancher unklare
Punkt im Ranucci-Prozess bestehen bleibt, weil der Prozess nicht
gerecht war, fordern wir eine Revision.
Zusammenfassung der Ereignisse
Am 3. Juni 1974, wird die 8-jährige Marie-Dolores Rambla im Hof
einer Wohnsiedlung in Marseille entführt. Zwei Tage später wird
das Kind erstochen aufgefunden, unweit der Landstrasse, die von
Marseille nach Aix-en-Provence führt.
Christian Ranucci, der nach einem Autounfall in der Nähe des
Tatortes Fahrerflucht begangen hat, wird nach einer erdrückenden
Zeugenaussage verhaftet.
Nach einem 20-stündigen Verhör legt er ein
Geständnis ab.
Vergeblich widerruft er später sein
Geständnis. Mit seiner ursprünglichen Aussage hat er die Mühlen
der Justiz in Gang gesetzt.
Ein Geschworenengericht verurteilt ihn zum Tode. Der damalige
Staatspräsident Giscard d’Estaing verweigert ihm die Begnadigung.
Am 28. Juli 1976 wird Christian Ranucci auf der Guillotine eines
Marseiller Gefängnisses enthauptet. Er war 22 Jahre alt.
Doch die Untersuchung weist zahlreiche Mängel auf:
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Die unmittelbaren Zeugen der Entführung haben Christian Ranucci
nicht wiedererkannt;
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Der PW des Entführers, ein Simca 1100, ist nicht Ranuccis Wagen;
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Der berüchtigte «rote Pullover», der in der Nähe des Tatorts
gefunden wurde und dank dem ein Polizeihund die Leiche des Opfers
aufspüren konnte, gehört nicht Christian Ranucci;
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Noch stossender ist die Tatsache, dass wenige Tage vor der
Entführung von Marie-Dolores Rambla ein Mann mit einem roten
Pullover und einem Simca 1100 in einer anderen Marseiller Siedlung
Kinder angesprochen hat. Mehrere Zeugen behaupten, bei jenem Mann
habe es sich nicht um Christian Ranucci gehandelt.
Übersetzung: Jan
Gunz
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